Schottergarten – was ist erlaubt?
Die einen lieben sie, die anderen hassen sie: Schottergärten. Der Schottergarten ist ein Zankapfel, wenn es um die Gartengestaltung, oder besser die Nicht-Gartengestaltung geht. Denn viele Grundstücksbesitzer entscheiden sich gegen die Gestaltung des Grundstücks mit Pflanzen, sondern schütten dort, wo saftig grüner Rasen, Nutzpflanzen und Zierpflanzen wachsen könnten, die Fläche mit Beton, Kies oder Schotter zu.
Zugegeben, aus Sicht jener Grundstücksinhaber bietet der Schottergarten so manchen Vorteil. Doch die Nachteile sind groß, erfüllen Schottergärten die ästhetischen Ansprüche der Gesellschaft und erhitzen die Gemüter. Völlig zu recht. Aus guten Gründen beschäftigt sich der Gesetzgeber mit dem Streit, ob das eigene Grundstück begrünt werden muss oder ob jeder Besitzer bei der Grundstücksgestaltung frei entscheiden kann. Inzwischen gibt es bereits gesetzliche Regelungen, weshalb wir im Ratgeber “Schottergarten – was ist erlaubt?” auf dieses Thema eingehen.
Was ist ein Schottergarten?
Bei Schottergärten handelt es sich große Gartenflächen, die in weiten Teilen mit Stein bedeckt sind. Anders, als man es bei einem Garten erwarten würde, finden sich keine oder nur wenig Pflanzen als gestalterisches Element im Schottergarten wieder. Damit unterscheiden sich Schottergärten deutlich von Steingärten und Kiesgärten, bei denen gezielt Naturstein und Pflanzen eingesetzt werden, um einen ästhetischen und sehr gepflegten Garten gestalten zu können.
Warum haben manche Menschen Schottergärten?
Es gibt viele Gründe, warum einige Grundstücksbesitzer statt einem schönen begrünten Garten einen Schottergarten bevorzugen. Oftmals ist es Bequemlichkeit, weil der Grundstücks- und Gartenbesitzer keine Lust oder keine Zeit auf Gartengestaltung und Gartenpflege hat.
Aber auch gesundheitliche Einschränkungen sowie das Alter können Gründe dafür sein, den Garten großflächig mit Schotter oder Kies abzudecken. Manchmal ist es pure Einfallslosigkeit, eine trostlose große Fläche in einen naturnahen Garten mit viel Grün zu verwandeln. Darüber hinaus gibt es vereinzelt Gartenbesitzer, die in steinigen Flächen eine eigene Ästhetik sehen, die wiederum für andere nicht nachvollziehbar ist.
Warum sind Schottergärten problematisch?
Ein Schottergarten ist ökologisch wertlos und hat einen negativen Effekt auf das Mikroklima. Die mit Stein bedeckten Flächen heizen sich durch die Sonne massiv auf, speichern die Hitze bis in den Abend hinein und tragen, anders als begrünte Flächen nicht dazu bei, das Klima zu reduzieren.
Versiegelte Flächen erhöhen Hitze & Schadstoffaufkommen
Umso mehr Schottergärten in der Umgebung vorhanden sind, desto heißer und trockener ist es am Standort. Während Pflanzen die Umgebungstemperatur absenken, Staub und Schadstoffe binden, tragen steinige Flächen zu nichts von dem bei.
Reduktion der Biodiversität
Unabhängig vom optischen Erscheinungsbild verursachen Schottergärten klimatische Probleme, reduzieren die Biodiversität und können als versiegelte Flächen bei Regen und Tauwetter nach Schneefall das Abfließen von Wasser massiv beeinträchtigen. Die Auswirkungen betreffen sogar das Grundwasser. Auch kann der Wasserfluss unbemerkt an die Hauswände geleitet werden, so dass im Laufe der Zeit Feuchtigkeit in den Keller eindringt und Schimmel verursacht.
Wo sind Schottergärten verboten?
Mit Stand 2022 haben erste Bundesländer den Schottergarten verboten. Bislang ahnden die Bundesländer Baden-Württemberg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt den Schottergarten mit einem Bußgeld. Daneben haben inzwischen einzelne Städte und Kommunen dem Schottergarten den Kampf angesagt.
Schottergarten durch Naturschutzgesetz geregelt
Je nach Bundesland wird das Schottergarten Verbot durch das Naturschutzgesetz, die Bauordnung oder ein Ortsgesetz über die Begründung von Freiflächen und Flachdachflächen geregelt. So sieht das Bundesland Hessen mit Verweis auf §8 Hessische Bauordnung vor, dass Grundstücksfreiflächen wasserdurchlässig zu gestalten, zudem zu begrünen oder zu bepflanzen sind.
Auch NRW sagt Schottergarten den Kampf an
Nordrhein-Westfalen hat ebenso eine Verschärfung gegen die “Gärten des Grauens” angekündigt. Es ist also davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren weitere umfassende Verbote des Schottergartens in Kraft treten werden. Aufgrund der verschärften Gesetzeslage dürfen Firmen die beispielsweise im Bundesland NRW Gartenbau in Bonn anbieten, sich über volle Auftragsbücher freuen. Denn mögliche Bußgelder sind derart hoch, dass es sich die Umgestaltung in einen naturnahen Garten alleine schon aus finanziellen Gründen lohnt.
Wann ist ein Schottergarten ein Schottergarten?
Nach wie vor gibt es keine bundeseinheitlichen gesetzlichen Regeln. Der Übergang zwischen einer zulässigen, mit Steinen bedeckten Grundstücksfläche (etwa als Terrasse oder Parkplatz nutzbar) und einem Schottergarten ist fließend und noch nicht abschließend gesetzlich geregelt.
Aber wer aus Bequemlichkeit seinen Garten in eine Schotterwüste umwandelt, muss damit rechnen, mit einem Bußgeld gemaßregelt und zu einem Rückbau sowie einer Begrünung des Gartens verpflichtet zu werden. Erlässt die Gemeinde aufgrund unzulässiger Versiegelung eine Rückbauverfügung, wird es für Schottergärten-Besitzer ärgerlich und teuer.
Schottergarten Bußgeld bis 500.000 Euro möglich
Dass Schottergärten pflegeleicht und ohne Aufwand wären, ist ein Trugschluss. Im schlimmsten Fall treten aufgrund der Wasserproblematik Schäden an der Bausubstanz auf. Verstößt der Schottergarten gegen die Landesbauordnung, droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu 500.000 Euro. Da in Zukunft davon auszugehen ist, dass Städte und Kommunen immer häufiger Besitzer von Schottergärten zu hohen Bußgeldern verdonnern, sollte jeder über darüber nachdenken, seinen Schottergarten zu renaturieren.
Schottergarten begrünen
Rückbau und Begrünung eines Schottergartens geht mit einem hohen Aufwand und intensiven Kosten einher. Damit die Gestaltung eines grünen Gartens gelingt und die Gartenpflege auch bei wenig Lust oder Zeit gut zu meistern ist, kann man sich von Beratung bis hin zur Gestaltung einen erfahrenen Gärtner oder einen Fachbetrieb für Gartenlandschaftsbau zur Seite nehmen.
So wird aus dem steinigen Garten des Grauens ein Traumgarten
Bevor es mit Umgestaltung und Begrünung des Schottergartens los geht, sollte unbedingt geplant werden, wie die Grünfläche gestaltet werden soll. Wer aus körperlichen Gründen oder aufgrund von Zeitmangel nicht viel Aufwand in die Gartenpflege investieren kann, sollte zur gärtnerischen Gestaltung bevorzugt auf pflegeleichte Pflanzen zurückgreifen.
Alles nur Rasen – keine Schottergarten Alternative
Die Bodenfläche ausschließlich mit Rasen zu begrünen, ist keine pauschale Lösung, da eine rein auf Rasen begrünte Fläche nicht besonders schön aussieht und der Biodiversität ebenfalls nicht zuträglich ist. Rasen bietet nützlichen Insekten wie Bienen oder Hummeln keine Nahrungsquellen.
Rasen statt Steine?
Zudem ist die Rasenpflege nicht zu unterschätzen. Wer der Gartenarbeit körperlich nicht mehr gewachsen ist oder im Sommer lieber anderweitige Freizeitaktivitäten oder eine lange Urlaubsreise plant, muss jemanden beauftragen, sich der Pflege des Rasens zu widmen. Denn gerade im Sommer will der Rasen täglich bewässert und jede Woche, spätestens jedoch jede zweite Woche gemäht werden.
Clevere Bepflanzung reduziert Aufwand der Gartenarbeit
Im Rahmen der Nachbarschaftshilfe findet sich vielleicht jemand oder man beauftragt einen Fachbetrieb, der in der Sommerzeit sich um Rasenmäher und Rasenbewässerung kümmert. Wer die Kosten für professionelle Rasen- bzw. Gartenpflege bei Abwesenheit nicht auf sich nehmen will, ist gut daran beraten, bei der Gartengestaltung auf eine Bepflanzung zu setzen, die ohne aufwendige Pflege und in den Sommermonaten auch vollständig ohne Gartenarbeit auskommen.
Richtige Pflanzenauswahl reduziert Aufwand bei Gartenarbeit
Fehlt Zeit oder Lust an der Gartenarbeit, ist eine Begrünung mit besonders pflegeleichten Gewächsen zu empfehlen. Statt pflegeintensivem Rasen und laubwerfenden Bäumen, sind beispielsweise langsam wachsende Heckenpflanzen, nicht-laubwerfende Pflanzen sowie kleinbleibende Gewächse eine tolle Alternative zum Schottergarten.
Pflegeleichte Gartenpflanzen finden
Hier spielen die vorherrschenden Bedingungen am Standort eine wesentliche Rolle. Ob feuchter Boden, nasse Erden, Böden mit Staunässe, trockene Bodenbeschaffenheit, sonniger Standort oder schattige Fläche – für jeden Standort gibt es tolle Pflanzen, die sich gut ansiedeln und mit geringem Aufwand leicht pflegen lassen. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel „Pflegeleichte Sommerblumen„.
Bodendecker mit geringem Pflegebedarf
Insbesondere pflegeleichte Bodendecker eignen sich hervorragend, um großflächig zu begrünen und den Schottergarten in eine wunderschöne Grünoase zu verwandeln. Bodendeckende Pflanzen sind in unzähligen Varianten wählbar. Immergrün, Sommerblüher, Winterblüher, niedrig wachsende und polsterbildende Bodendecker und mehrjährige Stauden sind einfach toll, wenn der Vorgarten oder der Garten hinter dem Haus bepflanzt werden soll.
Schottergarten beseitigen & Gartenboden aufbereiten
Will man den Schottergarten zugunsten einer natürlichen Gartengestaltung neu anlegen, gilt es zunächst, Kieselsteine und Schotter abzutragen und einen guten Gartenboden anzulegen, der gut durchlässig ist und sickerfähig ist. Dies gelingt, indem Mutterboden mit Sand, feinem Kies und etwas Humus vermengt, damit eine Drainage entsteht, die Wasser nach unten absickern lässt. So hat man übrigens einen Teil des alten Gesteins verarbeitet.
Es ist nicht unbedingt notwendig, den gesamten Schotter oder Kies aus dem Garten zu verbannen. Wichtig ist es, große versiegelte Flächen signifikant zu reduzieren. Dies kann auch dadurch erfolgen, indem das steinige Material angehäuft wird, um so mehr Platz für Grünflächen zu schaffen.
Das Gestein lässt sich beispielsweise auch für den Gartenteich oder zur Umrandung von Beeten nutzen. Eine Aufschüttung ist ebenfalls möglich und kann kleinen Insekten und heimischen Echsen wie etwa der Blindschleiche zum Unterschlupf oder als Winterquartier dienen.
Wo kann man Kies und Schotter entsorgen?
Übriger Schotter sowie Kies kann gegen Abholung kostenlos angeboten oder bei einem Recyclinghof entsorgt werden. Kleine (!) Mengen dürfen über den Hausmüll entsorgt werden. Da es sich bei Kieselsteinen und Schottergestein jedoch um einen nachgefragten mineralischen Rohstoff handelt, sollten Sie möglichst über einen Baustoffhof das steinige Material der sinnvollen Nutzung zuführen. Je nach Beschaffenheit sind manchmal auch Baufirmen dankbare Abnehmer für Schotter und Kies.
Vom nutzlosen Schottergarten zum ästhetischen Steingarten
Übrigens müssen Steinliebhaber und Fans von Kiesgärten auf keinen Fall auf das dekorative Element Natursteine im Garten verzichten. Problemlos lassen sich Steine als gestalterisches Element in den grünen Garten integrieren und wirkungsvoll in Szene setzen.
Die Kunst bei einem Steingarten ist es, natürliche Steine ästhetisch mit Pflanzen zu kombinieren. Dabei sind vor allem Sukkulenten und hochwachsende Ziergräser bei vielen Fans von Steingärten absolute Favoriten.
Im Steingarten lässt sich zudem das Element Wasser gestalterisch einsetzen, um die Gartenfläche attraktiv machen. Einerseits reduziert ein größerer Gartenteich die zu begrünende Fläche. Andererseits können im Gartenteich Pflanzen eingesetzt werdend, die Insekten anziehen und die Biodiversität bereichern.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!